Forschung & Entwicklung

IN KÜRZE

9 Neu entdeckte Blutgruppen-Allele

1’234 Kontrollierte Thrombozytenkonzentrate

1’003’535 Analysierte rote Blutkörperchen

F&E – Diagnostik

Mitarbeitende der Interregionalen Blutspende SRK haben im letzten Jahr ein neues Antigen des Blutgruppensystems «Indian» entdeckt. Es trägt die Bezeichnung IN:6. Die International Society of Blood Transfusion hat das neu entdeckte Antigen in ihre Klassifikation der Blutgruppensysteme aufgenommen und ihm den Namen INSL gegeben.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind 36 unterschiedliche Blutgruppensysteme bekannt. Die wichtigsten davon sind das ABO- und das Rhesus-System. Ein Blutgruppensystem besteht aus einem oder mehreren Antigenen. Diese befinden sich auf der Oberfläche der Erythrozyten und führen dazu, dass Personen, die mit einem «fremden» Blutgruppensystem in Kontakt kommen, gegen die Antigene Antikörper bilden können. Für die Transfusionsmedizin sind Blutgruppensysteme und deren Antigene äusserst wichtig.

In der Abteilung Forschung & Entwicklung wurden in den letzten Jahren diverse Studien über Verbreitung und Diagnostik des Hepatitis-E-Virus (HEV) durchgeführt. Diese Daten haben wesentlich dazu beigetragen, dass die HEV-Diagnostik inzwischen anerkannt ist. Seit Januar 2018 ist eine Hepatitis-E-Erkrankung beim Bundesamt für Gesundheit meldepflichtig und seit Oktober 2018 müssen alle Blutspenden obligatorisch auf HEV getestet werden.

In der Schweiz lassen sich in rund 20% aller Blutspenden Antikörper gegen das HEV nachweisen. Das bedeutet nicht, dass dieses Blut HEV übertragen kann, sondern dass der Blutspendende irgendwann im Leben mit dem HEV in Kontakt gekommen ist. Das HEV wird in Mitteleuropa vor allem durch nicht genügend gekochtes Schweinefleisch übertragen. Eine HEV-Infektion kann vor allem für Personen mit einer Immunschwäche und schwangere Frauen sehr gefährlich sein.

F&E – Produkte

Im letzten Jahr lag ein Fokus unserer Forschungsprojekte auf dem Sauerstoffgehalt von gespendetem Blut. Wir stellten fest, dass die Sauerstoffsättigung der Blutspenden sehr unterschiedlich ist. So beträgt die durchschnittliche Sättigung bei Männern 57%, bei Frauen 43%. Wie es zu diesem Unterschied kommt, ist momentan noch unbekannt. Die Sauerstoffkonzentration unterscheidet sich auch in Bezug auf den Wohnort der Spendenden: In Blutspenden aus Bergregionen ist der Sauerstoffgehalt durchschnittlich deutlich höher als in Blut im Flachland.

Die Sauerstoffsättigung ist deshalb so interessant, weil ein niedriger Sauerstoffgehalt hilft, die Eigenschaften der roten Blutkörperchen in Erythrozytenkonzentraten besser zu erhalten. Damit Blutprodukte bei besten Bedingungen gelagert werden können, wäre es daher sinnvoll, den Sauerstoff möglichst aus dem gespendeten Blut zu entfernen. Die Interregionale Blutspende SRK führt momentan entsprechende Studien durch.

Zudem entwickelten wir im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit der Unité de Médecine Transfusionnelle (UMT) drei verschiedene Blutprodukte, aus denen das Plasma weitgehend entfernt wurde. In seltenen klinischen Situationen sind Patientinnen und Patienten auf solche Produkte angewiesen. Diese Spezialprodukte werden aber nicht routinemässig, sondern nur auf Bestellung hergestellt.